Endlich arbeiten?
- Ivanka
- 10. Okt. 2018
- 3 Min. Lesezeit

Auf die Arbeit in meiner Einsatzstelle hatte ich mich nach vier Wochen „Urlaub“ und Nichtstun eigentlich total gefreut. Ich konnte es kaum erwarten, endlich mit Kindern zu arbeiten und mich nützlich zu machen.
Als ich meine Einsatzstelle namens „Centre Kekeli“ mit dem Koordinator meiner Organisation das erste Mal betrat, suchte ich vergeblich nach den Kindern. Vorher hatten wir meine Mitfreiwillige Luise in die Privatschule gebracht, in der sie für ein Jahr ihren Dienst verrichten würde. Ähnliches hatte ich auch von meinem Projekt erwartet: spielende Kinder, bunt bemalte Wände, Trubel. Dementsprechend enttäuscht war ich, als ich bemerkte, dass das Centre Kekeli eine andere Nummer ist.

Schnell wurde mir bewusst, dass die Hälfte der Arbeit, die das Team vom Centre leistet, in der Organisation besteht. Meine komplette erste Arbeitswoche bestand nur aus Besprechungen und Planungen, was sich bei mir in Langeweile äußerte. Die ganzen Aktionen würden erst in der nächsten Woche starten, wurde mir gesagt.
Ab dem zweiten Tag war ich mit Tagebuch, Skizzenheft und Roman ausgestattet.
Interessant wurde es für mich das erste Mal, als die Eltern kamen, um ihre Kinder für die Kinderanimation anzumelden. Die meisten hatten zu meiner Freude ihre Kinder direkt mitgebracht.
Letzte Woche kam dann tatsächlich alles ein bisschen in Gang. Am Montag startete die Kinderanimation für die Vorschulkinder im Alter von drei bis vier Jahren. Die Mütter der Kinder arbeiten auf dem Markt, der direkt neben dem Centre ist.
Zwar hatte ich mir Kontakt zu Kindern gewünscht, aber der Montagvormittag war dann doch etwas überfordernd. 100 Kleinkinder auf einem Haufen, die heulend ihre Mama vermissen und eine Erzieherin (in Togo „Tata“ genannt), die Stress mit irgendwelchen Eltern hatte. Dazwischen eine verlorene Ivanka, die kein Wort von der Sprache der Kinder versteht, Ewe. Das Trösten, das bei der Menge an Kindern eh kaum Sinn hatte, weil sich alle gegenseitig angesteckten, wurde mir somit noch zusätzlich erschwert.
Bis dann endlich das Spielzeug herausgeholt wurde und die Kinder sich einigermaßen beruhigt hatten, war es auch schon fast zu Ende. Leider ist das Angebot an Spielsachen sehr dürftig. Mit Glück ergattert ein Kind einen einzigen Bauklotz oder ein kaputtes Spielzeugauto.
Am Dienstag hatte ich dann erstmals zwei Mädchen zum Nachhilfeunterricht. Während mein Kollege das Niveau II übernimmt, mache ich das Niveau I. Insgesamt handelt es sich um ca. 10 Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren, die auf dem Markt arbeiten und deshalb nicht zur Schule gehen können. Aus dem Grund können sie kaum bis gar kein Französisch sprechen.
Ich fühlte mich ins kalte Wasser geschmissen, aber nach der letzten Woche weiß ich, wo ich ansetzen kann. Leider sind die Mädchen in meiner „Klasse“ auf sehr unterschiedlichem Lernstand. Ein Mädchen ist zudem noch schwerhörig. Im nächsten Monat werde ich, wie die Freiwilligen jedes Jahr vor mir, alle Grundlagen noch einmal durchgehen, da die Kinder sich leider nur sehr schwer Dinge merken können und so kaum Lernerfolge sichtbar werden. Ich lasse mich davon aber nicht deprimieren. Mir ist klar, dass der Unterricht keinen Schulbesuch ersetzen kann. Doch allein der Umstand, dass die Mädels auf diese Weise für zwei Stunden am Tag ihrem Arbeitsalltag entfliehen können, gibt mir Motivation.
Der Nachmittag besteht meistens aus einer Réunion, also einer Mitarbeiterbesprechung. In dem Centre arbeiten nicht nur Erzieher, Freiwillige und Praktikanten, sondern auch Sozialarbeiter und Juristen, die unter anderem gegen Verstöße gegen das Kindeswohl gerichtlich vorgehen. Relativ spät habe ich erst realisiert, was für eine großartige Arbeit meine Einsatzstelle leistet.


Toller Bericht, Ivanka! Gerne mehr davon 😀Bitte erzähle doch mal, wie sich die Arbeit dort entwickelt und wie du es schaffst, trotz der Sprachbarrieren eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen.